Die Osterkerze ist eine Kerze aus Bienenwachs, die in der Liturgie der Westkirchen zu Beginn der Osternachtfeier am Osterfeuer bereitet, geweiht und entzündet wird.
Vergleichbar mit der Osterkerze ist in den orthodoxen Kirchen des byzantinischen Ritus in der Woche von der Osternacht bis zum ersten Sonntag nach Ostern ein spezieller Leuchter mit drei Kerzen, genannt „Trikirion“, in Gebrauch.
Der Brauch, eine besondere Kerze am Osterfest zu entzünden, ist seit der Spätantike bezeugt. Der Diakon Präsidius von Piacenza bat Hieronymus um einen Text des österlichen Kerzenlobs oder eine Erläuterung dieses Brauchs, der in Piacenza wohl noch nicht üblich war. Hieronymus antwortete im Frühjahr 384, indem er die Bibel nach Erwähnungen von Kerzen durchging und feststellte: „Nirgends in Gottes Opferdienst wirst du Honig, nirgends den Gebrauch von Wachs, dagegen aber Lampenlichter und vom Öl genährte Flämmchen antreffen.“ Dieser negative Befund war für Hieronymus Anlass, dem Adressaten das Asketenleben zu empfehlen: „Sei überhaupt selbst eine Biene.“ Aus dieser Quelle geht hervor, dass Hieronymus das österliche Kerzenlob in einer Form kannte, der auf das Kerzenmaterial Wachs einging. Der Vortrag des Kerzenlobs war nach Hieronymus dem Diakon vorbehalten. Augustinus schreibt, dass er selbst ein Lob der Osterkerze verfasst habe.
Außerhalb des christlichen Kultes war das Entzünden großer Kerzen eine Ehrenbezeigung, die sowohl heidnischen Göttern als auch vergöttlichten Kaisern gelten konnte.